Blau machen

Grundsätzlich besteht ja ein Naturgarten aus einheimischen Pflanzen. Aber das muss nicht immer so strikt sein, bei uns wachsen auch verschiedene alteingesessene Kulturpflanzen, auch wenn sie ursprünglich mal in andern Gefilden heimisch waren. Im Gegensatz zu neu eingeführten Pflanzen – Neophyten – werden diese Archäophyten genannt. Dazu gehören nicht nur als Lebensmittel genutzte Pflanzen, sondern zum Beispiel auch verschiedene Gewächse, welche zum Färben genutzt wurden.

Schon mal was von einem Färberwaid gehört? Ich jedenfalls bis vor Kurzem nicht. Zuerst dachte ich, bei diesem hoch wachsenden, gelb blühenden Kraut handle es sich um einen Senf, aber Flora incognita (unsere KI-basierte Bestimmungs-App) teilte mir mit, dass das eine Färberwaid genannte Pflanze seid. Eine kurze Recherche im Internet brachte Spannendes zu Tage: Früher wurde aus den Blättern ein blauer Farbstoff hergestellt. Damit wurden Kleider, aber auch Möbel, Türen etc. gefärbt. Schon die Römer kannten den Farbstoff und haben sich vor Kämpfen mit Färberwaid eingestrichen, um besonders gefährlich auszusehen. Mit dem Aufkommen von Indigo nahm dann die Bedeutung der Färberwaid stark ab, In letzter Zeit wurde es aber wieder entdeckt und findet z.B. zur Restaurierung oder als Öko-Farbstoff Verwendung.

Die Herstellung des Farbstoffes ist ziemlich aufwendig: Mit sog. Waidmühlen wird erst der farblose Saft aus den Blättern gewonnen. Dieser wird dann in verschiedenen Verfahren behandelt, am Schluss erfolgt die mehrstündige Umwandlung in den blauen Farbstoff nach einer Behandlung mit Urin. Es gibt Theorien, dass aus diesem Warten der Ausdruck „blau machen“ entstand. Ob’s stimmt?

Nun ist die Blüte schon fast vorbei, aber auch die Früchte sind dekorativ. Bald blühen dafür die nächsten ursprünglich zum Färben genutzten Pflanzen: Färber-Reseda und Färber-Hundskamille. Von beiden wurden aber die gelben Blüten für einen gelben Farbstoff genutzt.

Auch sonst macht unser Garten Freude: Waren es letztes Jahr nur die angepflanzten Blumen, welche gediehen, kommen in diesem Jahr auch einige angesäte oder natürlich auch „zugeflogene“ hinzu. So freuen wir uns im Moment an den vielen Margriten, Storchenschnäbel, Witwenblumen, Karthäuser- und Kuckucks-Lichtnelken….

… und an den üppigen Beinwellstauden.

Leider gibt es auch weniger Erfreuliches zu berichten: War im letzten Sommer im Teich noch reiches tierisches Leben vorhanden, tummeln sich aktuell nur ein paar einzelne Stechmückenlarven im Wasser. Irgendwas muss da passiert sein. Ich will nun mal das Wasser auf Pestizide untersuchen lassen. Ob da etwas ins Wasser gelangt ist? Ich halte euch auf dem Laufenden und hoffe, dass wir da bald Abhilfe schaffen können.

Stefan Hunziker Verfasst von:

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