Wir sind im Klee

Bevor ich Stefan kannte, verband ich mit Klee einzig das vierblättrige Kleeblatt, das Glück bringen soll, und Rotklee. Basta. Jetzt, da im Naturgarten der Wundklee und der Hufeisenklee blühen, werde ich neugierig und stelle fest: Klee ist eine enorm vielseitige und wertvolle Pflanze.

Alleskönner Schmetterlingsblütler
Klee gehört zu den Schmetterlingsblütlern, auch Leguminosen oder Hülsenfrüchtler genannt. An ihren Wurzeln bilden sich knöllchenartige Verdickungen aus Bakterien. Diese sammeln Stickstoff aus der Luft und geben diesen an die Pflanze weiter. Im Gegenzug werden die Bakterien von den Pflanzen mit Nährstoffen und Wasser versorgt. Diese Symbiose sorgt dafür, dass Leguminosen auf sehr stickstoffarmen Böden wachsen können, und macht sie interessant für Gartenbau und Landwirtschaft. Jahrhundertelang gehörten die Leguminosen fest in den Anbauplan bäuerlicher Betriebe. Zum einen als Eiweissquelle für Mensch und Tier und zum anderen, weil ihr Anbau für den Boden und nachfolgende Feldfrüchte wichtig war. Doch mit zunehmender Düngung wurden sie immer weniger angebaut. Nur im Biolandbau blieben sie fester Bestandteil der Fruchtfolgen.

Ein charakteristisches Merkmal der Schmetterlingsblütler ist ihre ausgefallene Blütenform: Die Blüte ist zweiseitig symmetrisch und besteht aus einem vergrösserten Kronblatt, das Fahne genannt wird, seitlichen Flügeln und zwei verwachsenen Kronblättern, welche Schiffchen heissen.

Wundklee – Blüte mit Pumpmechanismus
Beim Wundklee sind alle zehn Staubblätter zu einer Röhre verwachsen, die nur langrüsseligen Insekten wie Hummeln oder Schmetterlingen zugänglich ist. Die Blüte besitzt einen Pumpmechanismus: Beim Herunterdrücken des Schiffchens durch den Bestäuber wird durch den Griffelkolben der Pollen entleert. Der Wundklee bevorzugt kalkhaltige Böden wie Trockenwiesen, Wegränder, Böschungen oder Steinbrüche.

Medizin und Zauberkraut
Wie es sein Name ankündigt, wurde der Wundklee früher zur Behandlung von Wunden und Geschwüren benutzt. Die anthroposophische Medizin nutzt den Wundklee noch heute. Der Wundklee galt im Mittelalter als Zauberkraut. In die Wiege gelegt, sollte er kleine Kinder vor dem Verhexen schützen.
Wie wichtig der Wundklee für unsere Vorfahr:innen war, beweisen die vielen Volksnamen: Schöpfli, Bärenpratzen, Hasenklee, Katzenklee, Katzentapen, Muttergottes-Schühlein, Frauenkapperl, Taubenkröpferl, Tannenklee, Apothekerklee, Bartklee, Kretzenkraut, Bädönikli, Fräulischlössli, Frauenschuhli, Frauenthrän und viele mehr.

Hufeisenklee lockt seltene Bläulinge an
Der Hufeisenklee ist eine wertvolle Insektenpflanze, weil er reichlich Pollen und Nektar spendet. Gleich 23 Schmetterlinge brauchen ihn, um ihre Raupen zu füttern. Der Hufeisenklee ist bei seltenen Bläulingen beliebt.

Jemanden über den Klee loben
Im Mittelalter genoss die Kleeblume höchstes Ansehen. Früher waren Gräber häufig mit Klee bepflanzt. Die Toten lagen also unter dem Klee begraben. Ein Lob über den grünen Klee könnte also so viel wie ein Lob über einen Verstorbenen bedeuten. Und das fällt im Allgemeinen besser aus als über einen Lebenden, da man über Tote nichts Schlechtes sagt.

Symbol für Dreiheit und Liebe
Das dreifiedrige Kleeblatt ist seit jeher ein Symbol für Dreiheit. Im Perserreich steht es für die Götterdreiheit Trias. Bei den keltischen Druiden galt der Klee als heilige Symbol- und Zauberpflanze. In der mittelalterlichen Liebeslyrik ist der grüne Klee der Ort des Stelldicheins. Isolde trägt bei ihrer Liebesbegegnung mit Tristan einen reifenförmigen Kopfschmuck aus Klee.

Ich erinnere mich aus meiner Kindheit im Buechibärg an die Redewendung: Die sy im Chlee. Was so viel bedeutete, wie, denen geht es prächtig. So ist es: Mir sy im Chlee. Wenigstens in unserer kleinen privaten Welt.

Mirjam Andres Verfasst von:

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